Zum Inhalt springen

Gabriel Backhaus über starke Entschlüsse, kleine Erfolge und tiefgründige Gespräche

Gabriel, du bist Praxisanleiter im Suchthilfeprojekt ETAPPE. Was genau ist die ETAPPE?  

Die ETAPPE ist eine Einrichtung des Caritasverbandes Düsseldorf. Wir ermöglichen Menschen, die heroinabhängig waren und sich jetzt in Substitution befinden, die Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung. Konkret bedeutet das: Bei ETAPPE können suchtkranke Menschen im Rahmen verschiedener Angebote, je nach Interesse, etwas Neues ausprobieren oder alte Fähigkeiten wieder aktivieren. Sie können zum Beispiel in unserer Holzwerkstatt arbeiten, in der hauseigenen Druckwerkstatt kreativ sein, einen Computer-Führerschein machen oder im Bereich Gastronomie für alle ETAPPE-Teilnehmer:innen kochen.

Und wie sieht dein Arbeitsalltag konkret aus?

Mein Job als ausgebildeter Gärtner und studierter Landschaftsarchitekt ist es, diejenigen ETAPPE-Teilnehmer:innen anzuleiten, die im Bereich Garten tätig sind. Zusammen arbeiten wir den Vormittag über an verschiedenen Projekten. Zurzeit ist das zum Beispiel eine Ackerfläche der Hammer Ernte, die wir mit Kräutern und Gemüse, auch Süßkartoffeln, bepflanzen. Die Ernte nutzen unsere „Gastronomen“ dann zum Kochen der leckeren Mahlzeiten, die wir täglich mit allen 24 ETAPPE-Teilnehmer:innen gemeinsam einnehmen. Wir bepflanzen und pflegen auch den Nachbarschaftsgarten in Wersten, der vom Caritas zentrum plus betrieben wird. Außerdem ist es natürlich unsere Aufgabe, den hauseigenen ETAPPE-Garten zu gestalten und in Schuss zu halten.

Was sind das für Menschen, die ETAPPE-Teilnehmer:innen? 

Es sind natürlich ganz unterschiedliche Menschen, die aber eines gemeinsam haben: Sie alle waren heroinabhängig und haben irgendwann den Entschluss gefasst, ihr Leben zu ändern und sich Hilfe zu suchen. Das ist erst mal, schon für sich genommen, eine wirklich starke Sache und verdient eine Menge Respekt. Es sind Menschen, die es geschafft haben, die Weichen ihres Lebens neu zu stellen. Wir helfen ihnen dabei, Stück für Stück ihre Selbstachtung und ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Sie lernen, darauf zu vertrauen, dass ein Leben ohne Drogen für sie möglich ist.

Was begeistert dich an deinem Beruf? 

Bei der ETAPPE ist jeder Tag anders und man weiß nie genau, was einen erwartet. Es ergeben sich immer wieder Gespräche mit den Teilnehmer:innen, die zum Teil sehr tiefgründig sind. Dass die Teilnehmer:innen mir vertrauen, erfüllt mich mit Stolz und Freude. Ich schätze die Beziehungen zu den ETAPPE-Teilnehmer:innen sehr und empfinde es als bereichernd, ihre Lebensgeschichten und Beweggründe zu erfahren. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, mit meiner Arbeit wirklich etwas bewirken zu können: Die Tagesstruktur gibt den Teilnehmer:innen Halt und man merkt richtig, wie sie sich über kleine Erfolge freuen.

Was sind das für „kleine Erfolge“?

Zum Beispiel, wenn sie das erste Mal alleine eine Maschine bedienen, um eine Hecke zu schneiden, und dabei ein Stück weit Verantwortung übernehmen. Das ist ein Erfolgserlebnis, das ich auch als solches erkenne und den Teilnehmer:innen gegenüber wertschätze. In anderen Bereichen der ETAPPE kann das ein besonders leckeres Mittagessen sein, das in Teamarbeit gut gelungen ist. Oder kreative Arbeiten, die anschließend öffentlich ausgestellt werden – wie die Ausstellung „Rand, Stadt, Liebe“ in der großen Düsseldorfer Stadtbibliothek K1. Es ist toll zu sehen, wie Produktivsein, Freude und Stolz bei den ETAPPE-Teilnehmer:innen zumindest zeitweise die Oberhand gewinnen und der Sucht Paroli bieten. Für mich ist es schön, dass ich mit meiner Arbeit zu so etwas Gutem und Wichtigem beitragen kann.

Wie bist du Praxisanleiter bei ETAPPE geworden – wolltest du schon immer im sozialen Bereich arbeiten? 

Als ich im Februar 2022 bei der ETAPPE angefangen habe, hatte ich noch keinerlei Erfahrungen im sozialen Bereich. Nach meiner Gärtner-Ausbildung und dem Studium als Landschaftsarchitekt habe ich in verschiedenen Jobs, auch in großen Konzernen, gearbeitet. Irgendwie war ich lange auf der Suche. Umso glücklicher macht es mich, dass ich jetzt das Gefühl habe, beruflich angekommen zu sein. Beim Caritasverband empfinde ich den Umgang miteinander als viel offener und freundlicher als anderswo, die Dienstwege sind kurz und man erfährt viel Wertschätzung. Ich habe in meinem Job viele Freiheiten und viel Gestaltungsspielraum. Gleichzeitig sind wir ein starkes Team, das füreinander da ist.

Stöbern Sie in unseren Stellenangeboten

Der Caritasverband Düsseldorf

Der Caritasverband Düsseldorf e.V. ist ein Wohlfahrtsverband mit rund 1.600 Mitarbeiter:innen. Wir bieten in den verschiedenen Düsseldorfer Stadtteilen ein sehr umfangreiches und vielseitiges Spektrum an Beratungs- und Unterstützungsangeboten für alle Altersgruppen an. Darüber hinaus setzen wir uns auch politisch für diejenigen Menschen in Düsseldorf ein, die unsere Solidarität, unseren Rat und unsere Hilfe benötigen.

Wir sind ein sehr offener Verband. Diversität und Toleranz sind für uns Herzenssache. Bei uns arbeiten Menschen jeder Herkunft und Hautfarbe, mit und ohne Tattoo oder Piercing, verheiratet, geschieden, Single oder verpartnert, von homo- bis heterosexuell.